25.7.07

Fakten über Norrland

...

Holz. 23 Millionen Kubikmeter: Geschlagen im Winter 1997/98. 29,6 Millionen Kubikmeter: Geschlagen im Winter 1996/97. 30,4 Millionen Kubikmeter... Macht im Durchschnitt 650 Quadrat­kilome­ter Kahlschlag pro Jahr.

55.000 Tonnen Kupfer. 45 Tonnen Silber. 0,0015 Tonnen Gold. Jährlich. Gewonnen aus 18.000.000 Tonnen Roherz. Sie reißen die Erde auf, sie tragen die Berge ab, sie lassen den Abraum zurück. 17.944.995 Tonnen Gesteinsabraum pro Jahr.

Und Eisenerz. 940.000.000 Tonnen Eisenerz allein aus der Grube in Kiruna, das mit der Bahn zu dem Hafen in Narvik verfrachtet wird. In die Wälder schlagen sie Schneisen, entwässern die Moore mit gewaltigen Rohren, sprengen in ragende Felsen Wege hinein und füllen die Trassen mit Schotter auf, legen Schienen, gießen Asphalt –

Straßen, in die Tiefe der Wälder hinein, um das Holz dort zu holen, und Trassen, durch Wälder gerissen, durch Moore und Berge, um in den Zentren der industriellen Welt zu verkaufen, was hier, an der Peripherie des Geschehens, zu finden gewesen war.

Ich weiß noch, wie ich einmal, mitten dazwischen, wo es von der Zivilisation nichts anderes als eben die Straße gibt, wie sie, endlos, hinauf und hinab, nach Süden, nach Norden führt, den Bus anhalten ließ, um an dieser Stelle eine Wanderung in das Land zu beginnen, und dann dort, zurückgelassen, am Straßenrand stand. Der Asphalt flimmerte in der Hitze und war, nach links und nach rechts, bis zum Horizont hin, bar jeder Bewegung, verlassen. Neben mir, im groben, verstaubten Schotter, lag, schmutzig-verdreckt, der Rucksack. Dann ging es gut 1,50 m hinunter, dort stand trübe das Wasser, dann war da wieder die Schotterauffüllung, spärlich bewachsen, 2 m hinauf.
Stell dir bloß vor, dachte ich, so etwas Dämliches, wenn man jetzt beim Rumkraxeln auf diesem Schottergeröll hinfällt und sich das Knie aufschlägt. Oder wie es aussähe, vom Auto aus, wenn das Wasser unten so tief ist, daß es über die Stiefel geht und ich die Regenhose anziehen muß, um durch den Drainagegraben zu waten.


...


(Bergtundra, S. 76)