9.8.07

15. Juni / Gurttejohka

...

Im eisigen Wind, neben blühender Blauheide gekauert, sah ich dem Balztanz des Schneehuhns zu. Erst die schnelle Bewegung des Fliegens, im Bogen aufsteigend, steil wieder herunterfallend. Dann die schwarzweiße, eisige Federpracht über der braunen Zwergstrauchheide: Aufgerichtet, versteift, den Hals nach vorne gestreckt, den Schwanz auseinandergefächert, zeigt der Vogel seine Begierde.

Auf der Vidda, unter tiefhängendem Wolkennebel, im eisigen Sprühregen, wo in den Seen und Tümpeln noch Eis schwimmt und Schneefelder ein fließendes Muster bilden, war ich und sah Mornellregenpfeifer ziehen. Sie flogen zu dritt und jagten sich dahin und dorthin. Zarte, aufrechte Wesen sind mit mir auf der Welt, apricotfarben blüht ihre Brust herauf, und ihr schwarzweißer Scheitel ist kühn geschwungen. Aus ernsten Augen, so scheint es, schaut über der flaumweich vertieften Farbe der handgroße Vogel dich an.

Im Zelt, irgendwann einmal in der Nacht – oder war es schon Morgen? – auf die Geräusche des Landes gehört. Vom Quellwasserfall steigt dichtes Brausen und Sausen auf. In ihm entstehen freundliche helle wispernde Stimmen, singendes Fauchen fährt vom Wind darüberhin, und dann, wie eine Handvoll silbriger Eisnadeln geworfen, beginnender Regen.

Und auf der Vidda treibt das Licht unbeständig wechselnde Spiele, gleißende Helligkeit, streifende Wärme, eisiges Dämmergrau.

...

(Bergtundra, S. 51)