1.8.07

Aktse, 8. Jan.

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Bedeckt, -7° C, leichter Schneefall, windstill. Und dunkel verdichtetes Grau. Es reicht fast bis an das Weiße heran und läßt nur ein diffuses Licht, in dem alle Unterschiede verschwimmen. Lange draußen gewesen: durch den Fichtenwald nach Osten, und dann über den See und über die Moorflächen wieder zurück. Unangenehme Nässe: Die dünnen Schneeflocken schmelzen auf dem Anorak, durchnässen ihn fast.

Der Wald wird immer mehr zum Chaos. Die Fichten halten sich ja noch einigermaßen, ihre Zweige werden vom Gewicht des nassen Schnees nur enger und enger an den Stamm gedrückt. Aber die Birken! Was gestern noch nicht gebogen war, das ist es heute oder wird übermorgen gebogen sein. Etliche Stämme hat es schon ganz hinuntergepreßt, bald wird man dort gar nicht mehr durchkommen. Und die Tiere sind wieder unsichtbar geworden, man findet nur noch Reste von überschneiten Spuren.


Und wo die Bäume vergehen, da ist von der Welt nur noch das Graue des Nebels, das Weiße des Schneegrundes zu sehen: ein diffuses Grauweiß, das keine Nähe und Ferne, kein Oben und Unten mehr kennt. Dort bleibt einzig noch die Stärke der eigenen Bewegung als Maßstab und Richtung, ein atmender Rhythmus, der einen schützt und einen weiterträgt, fort, bis wieder die Birken beginnen, man wieder tief im Birkenwald ist.

Hohe Streben und Bögen und Stützen fahren himmelwärts im Lichten und Weißen. Helle Stämme, dunkle Zweige neigen sich sanft zur Erde, zerfließen in Hügeln und Wellen von Weiß. Honigfarbene, hochgebogene Spitzen der Birkenholzskier verschwinden im Weißen des Grundes, fließen aus dem Weißen wieder hervor, verschwinden, erscheinen.

Und dann umschließt einen auf den freien Flächen wieder das Nichts: diffuses Grauweiß, dräuendes Dunkelgrau.

Aus ihm kamen, einmal, von der im Nebel verborgenen Flanke der Berge, die Rufe vom Raben.

Das Wetter wird sich ändern.


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(Bergtundra, S. 243)