16.8.07

Aktse, März, Notizen von Unterwegs

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Die letzten 3 Tage fort gewesen ...

...am Fuß einer großen Fichte geschlafen, neben mir die Spur vom Gulo gulo, der Felsenkatze, dem Vielfraß, dem Järv: tief eingedrückte, überhandgroße Tatzenspuren mit schmaler Ferse und langen Krallen...

Man tut nicht viel, wenn man so – in den Tiefen des Schlafsacks vergraben – sich in die eisigen Falten des Landes schmiegt. Im Warmen geborgen sieht man zu, wie der Tag vergeht. Sieht, wie der Dämmer steigt, die Nacht beginnt, und trotzdem immer noch vom Licht ein Schimmer im Schnee verbleibt. Um einen sind Schatten, Konturen, dunkle Leiber, helle Flächen...

Am Grund, in der lichten Grube geborgen, hört man, wie über einem die Zweige aufbrausen. Ein dumpfes Grollen entsteht im Dunkel des Waldes, fährt hoch in der Ferne himmelwärts und vergeht in der Weite und beginnt wieder aufs neue von unten heraufzuschwellen...

Am grauen Stamm der Fichte, an den goldbraun hervortretenden Wurzeln, schmiegt man sich in die Körperwärme, in den schützenden Schnee, und hört der Bewegung ringsherum zu: Dem nahen und fernen Flüstern und Knacken. Dem langsam beginnenden, alles umfassenden Tönen...

Es kann auch sein, daß man des Nachts wieder einmal die Augen öffnet, und dann ist über einem ein kaltes und weißes Licht, zerfetzt und verdüstert von Wolkengrau.

Und irgendwann – wann? – fährt man aus der Tiefe des Schlafes auf:Ein jäher, raumergreifender Schlag war im Land, ein dumpfes, gewalttätiges Dröhnen, das abrupt in sich selber erstickte. Dort, an der Steilwand, die über dem Wald ragt, wird eine Lawine niedergegangen sein.

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(Bergtundra, S. 326...)