30.7.07

Aktse, 31. Dez.

...

„Schwarzwinter“, „Mittwinter“, „Dunkelzeit“.

Trunken, trunken von Farbe. Grüner Himmel, satt hervorquellendes Rot, das ist der Morgen ohne den Sonnenkörper. Von ihm kommen nur die Farben und legen sich als Widerschein sanft auf die Erde – rosenrot im weißen Schnee der Berghänge, schneerosenrotweiße Gipfel der Ferne – bevor weiches Dunkel wieder alles verwischt.

Die Nacht des Weltraums ist ferner und strahlender, beherrschender im Herbst, wo ihre Schwärze bis auf die Erde reicht, alles umgreift. Jetzt bleibt am Grund ein diffuses Weiß, bleicht von unten die Schwärze des Himmels aus. Und in seiner dunkelsten Ferne scheint milchweißes Leuchten als Antwort herab, ein schwacher Abglanz unzählig dicht versammelter Sterne.

Im Mondlicht wuchsen die Birken als schwarze Gestalten hervor, lange Finger und Körper des Schwarzen streckten sich im schwachen Glimmer des Weißen empor. Darüber war nichts als die Wölbung des nächtlichen Himmels. In seiner funkelnden Tiefe zieht der Schleier der Milchstraße hin.

Als ich kam, war Grau tief herabgesunken. Diesig verdichtetes Grau verwischte die Konturen des Staudammes, der – einmal noch, am Ende der Straßen – drohend heraufwuchs. Im diesigen Nebelgrau verschwand Lennart, der mich und meinen Proviant für sechs Wochen mit dem Schneemobil heraufgebracht hatte. Der Lärm der Maschine war in wenigen Sekunden vom Grau gedämpft, ausgelöscht worden:

Im Mitt­winter braucht es nur ein einziges leichtes Aufatmen, um zu vergessen, daß es Menschen gibt. Die wenigen Hütten hier sind unerheblich, unberührt, außer vom Schnee, vom Wetter, vom Wind.

Stille.

...
(Bergtundra, S. 235)